Covid-19 und der Immobilienmarkt
Seit dem 16. März 2020 befindet sich die Schweiz im Ausnahmezustand. Zwingt Corona den Immobilienmarkt Schweiz doch in die Knie? Eine Zwischenbetrachtung nach knapp 8 Wochen.
Immobilienmarkt generell
Märkte sind volatil. Auch der Immobilienmarkt. In Märkten aber, wo es nur ein beschränktes Angebot gibt und geben kann, sind langfristig Preissteigerungen die Logik. Wer Geduld mitbringt, braucht sich deshalb kaum Sorgen zu machen. Immobilien sind in ihrer Zahl beschränkt und bereits deshalb eine gute Investition.
Eigenheimmarkt
Wohneigentum stellt noch immer die kostengünstigste und auch beliebteste Wohnform dar. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden hat während der Zeit des Lockdowns zudem eine noch ganz andere Bedeutung erhalten. Da mit den (aus Lehren der Vergangenheit) eingeführten verschärften Regulierungen bereits seit längerem nur noch wohlhabende Schichten gekauft haben, dürfte es deshalb weiter nicht zu einer Zunahme von Notverkäufen (Ausnahme: scheidungsbedingte Verkäufe) kommen. Ferienobjekte in der Schweiz werden zudem eine Renaissance erleben und vermehrt gesucht sein. Der Eigenheimmarkt hat sich bisher als stabiler Anker des Marktes erwiesen und wird das auch bleiben.
Luxusimmobilien und Promotoren
Wie schon beim «Crash» in den 90-er Jahren hat sich die Verunsicherung bisher auf diese zwei Bereiche konzentriert. Auf einer unveränderten Finanzierungsbasis unserer Kreditinstitute ist auch der Abverkauf von Neubauobjekten praktisch wieder zur Normalität zurückgekeht. Denn die vorstehenden Grundlagen vom Wunsch nach den eigenen vier Wänden und dem beschränkten Angebot gelten auch und gerade für Neubauten. Der Luxusbereich hingegen wird unter dem Stress (Börsen, Unternehmen) der wichtigsten Kundensegmente noch länger leiden. Objekte der Kategorie «must-have» werden aus Erfahrung weiterhin Käufer finden – diejenigen der Kategorie «nice-to-have» aber nicht.
Renditeobjekte
Die Attraktivität gegenüber anderen Kapitalanlagen bleibt auch dann, wenn temporäre Mietausfälle stattfinden. Gewohnt wird und neu dienen Wohnungen ja auch als Home-Office und vieles mehr. Für Besitzer wird sich mit Ausnahme eines sicherlich höheren Bewirtschaftungsaufwandes wenig ändern und die Nachfrage stabil bleiben, wenn nicht sogar zunehmen. Für gewerbliche Objekte hingegen sieht die nähere Zukunft weniger rosig aus. Die Leerstände werden steigen und mit ihnen die Preise und Renditen unter Druck kommen.
Retail und Hotellerie
Sie machen aus verschiedenen und auch nachvollziehbaren Gründen am meisten Probleme und werden sehr leiden. Mit gut 5 % am Gesamtbestand des Schweizer Immobilienmarktes können sie aber nicht wesentlich zu einem Crash beitragen.
Fazit: weiterer Haarausfall
Auch aus heutiger Sicht gilt: Dem Verkaufsflächenmarkt, dem Gastgewerbe und Hotelsegment und vereinzelt auch Büromarkt werden Haare ausfallen. Gesamthaft aber sprechen weiterhin meine Erfahrung von doch 34 Jahren in der Branche, die Interpretation all dessen, was zurzeit an Support geschieht und wie Menschen sind, aber auch eine sachliche Analyse und eine Umfrage unter Berufskollegen dafür, dass die Corona-Krise den Schweizer Immobilienmarkt weiterhin nicht in die Knie zwingen wird.
Anspruchsvoller aber wird das Berufsbild der Verkaufs-Akteure am Markt werden und das ist sicher nicht von Nachteil.
Robert Steiger, Inhaber