Wohneigentum – mit Makler oder ohne?
Wertet man die Online-Inserate aus, verkauft mindestens ein Drittel der Eigentümer (zählt man die Promotoren dazu, sind es etwas mehr) sein Objekt ohne Hilfe eines Maklers aktiv. Die meisten privaten Verkäufer trauen sich also zu, als selbständige Akteure am Markt aufzutreten. Sind Makler damit überhaupt notwendig?
Aufgabengebiet
Um sich die Maklerprovision zu sparen, unternehmen Private grosse Anstrengungen. Preisschätzung, Verkaufsdokumentation, Insertion, Fotos, Filme, Telefone, Besichtigungen, Verkaufsverhandlungen, Vertragsentwurf usw. erledigen sie meist selbst.
Warum ein Makler?
Warum also überhaupt einen Makler? Das lässt sich einfach am Verkaufserfolg messen und zwar am erzielten Preis und der Verkaufsdauer. Namentlich letztere ist einfach nachvollziehbar, weil online ersichtlich. Preislich zu hoch angebotene Objekte haben eine längere Vermarktungsdauer. Werden Objekte umgekehrt rasch verkauft, sind sie zu günstig ausgeschrieben. Auch gilt, dass noch lange nicht alle Kaufinteressenten nur via Internet aktiv suchen.
Höherer Verkaufspreis dank Makler
Objekte von Maklern werden gemäss Studie der Raiffeisen preislich etwa 6,5 % höher angeboten als solche von Privatverkäufern. Diesen Preis erzielen sie nicht nur dank der Professionalität, sondern auch mit einer längeren Insertionsdauer. Der Makler aber sollte einen Anreiz an einer kurzen Vermarktungsdauer haben. Sein Gewinn definiert sich auch über die Zeit. Der häufig gemachte Vorwurf des schnellen Verdienstes des Maklers ist deshalb kaum gerechtfertig.
Maklerbestand trotz Onlineplattformen
Der Maklerbestand hat in den letzten Jahren laufend zugenommen und noch mehr die Anzahl der Beschäftigten in der Branche. Gemäss Raiffeisen arbeiteten im Jahr 2016 mit über 14’110 Maklern fast ein Viertel mehr Personen in diesem Beruf als 5 Jahre zuvor. Bis heute hat sich diese Zahl sicher weiter erhöht.
Existenzberechtigung
Makler existieren seit jeher und es gibt immer mehr. Also muss ihr Nutzen grösser sein, als ihre Kosten, sonst würden sie sich am Markt nicht langfristig halten können. Namentlich greifen Verkäufer, die nur einmal im Leben eine Immobilie verkaufen, auf einen Makler zurück.
Neues Rollenbild Makler
Im Zeitalter des Internetes und der herrschenden Stresskultur sind sozialer Kontakt und Support sicher immer wichtiger. Darüber hinaus aber gilt: Auch Käufer sind Kunden und je nach Marktsituation sind diese froh, wenn sie durch einen Makler vertreten werden und dieser für sie die geeignete Immobilie sucht und findet. Darüber hinaus ist nach Einschätzung vieler Berufskollegen noch lange nicht jede Verkaufsimmobilie im Internet zu sehen – die Schätzung geht bis zu 50 % der verkauften Objekte. Eine aktive Suche für Käufer ist ein Produkt, dass sich längerfristig am Markt Schweiz sicher etablieren wird.
Trau, schau, wem
Der Maklerberuf in der Schweiz (Ausnahme Tessin) verlangt keine Ausbildung, kein Diplom, keine Weiterbildung. Verkaufswilligen Eigentümern ist der Beizug eines Makler sicher zu empfehlen. Diese tun aber gut daran, Fragen nach der Ausbildung, den Hilfsmitteln, der Kundenzufriedenheit, den Referenzen und der Dauer am Markt zu stellen, ehe sich sich mit einem Makler näher einlassen. Zu fordern ist aber, dass sich auch in der Schweiz die im Ausland oder im Tessin bereits bestehende «Patentverpflichtung» baldmöglichst durchsetzt. Dafür einsetzen könnten sich Verbände, allen voran der Hauseigentümerverband. Anstatt selber als Akteur am Markt aufzutreten (was kaum eine Verbandsaufgabe ist), würde der HEV damit die Interessen der Mitglieder korrekt und besser vertreten. Es ist zu hoffen, dass der Anlauf zu einem obligatorischen Qualitätsnachweis mit Patent- und Weiterbildungspflicht der Makler baldmöglichst erfolgt!
Robert Steiger, Inhaber